Kitzrettung

Kitzrettung


Erfahren Sie, wie Sie sich aktiv an der Rettung der Kitze vor dem Mähtod beteiligen können.
Tiere nutzen die Wiesen, um den Nachwuchs zur Welt zu bringen und auch dort vor Feinden zu schützen. Andere durchwandern die Wiesen auf ihren Wegen oder leben dort auch für längere Zeit. Wenn die Landwirtschaft im März mit der Wiesenbearbeitung beginnt, werden bereits viele Tiere durch Walzen und Striegeln getötet. Die Tiere, die ihren Nachwuchs ab Mai in den Wiesen aufziehen, müssen dabei oft den Mähtod ihres Nachwuchses miterleben. Ricken stehen dann oft noch stundenlang auf der Wiese und suchen ihre Kitze.

Kitze liegen meist sehr gut getarnt in der Wiese. Je höher das Gras gewachsen ist, desto schwieriger finden Fressfeinde die kleinen Huftiere. Für die Kitzsucher wird es damit aber auch immer schwieriger die kleinen Tiere zu finden. Damit ist sehr oft das Schicksal der Kitze und der vielen anderen Tiere besiegelt. Von weit oben in den Mähmaschinen sitzend ein kleines Kitz im Gras zu erkennen, ist so gut wie unmöglich.
Die Folge ist unvermeidlich und die Tiere geraten in das todbringende Mähwerk. Die Deutsche Wildtierstiftung schätzt, dass in Deutschland
ca. 500.000 Kitze den Mähwerken zum Opfer fallen. Im Oberbergischen Kreis schätzen wir die Zahl der getöteten Kitze auf mehrere hundert Tiere.

Die Tragezeit der Ricken beträgt 9 ½ Monate, wobei im Mai/Juni meist 2 (selten 1 oder 3) Kitze mit etwa 1 kg Gewicht geboren werden. Ricken legen die Kitze im hohen Gras ab. In den ersten Lebenstagen suchen sie diese nur zum Säugen auf, um nicht die natürlichen Feinde auf die Spur der Jungtiere zu locken. Die Kitze werden aus sicherer Entfernung von der Ricke beobachtet. In den ersten Lebenstagen haben die Kitze noch keinen Eigengeruch und sind hierdurch vor den natürlichen Feinden sicher geschützt, sofern sie reglos auf ihrem Platz im hohen Gras liegen bleiben. Dieser natürliche Instinkt wird den Kitzen jedoch beim Mähen zum Verhängnis. Trotz des Lärms der herannahenden Traktoren bleiben sie reglos liegen und sind hierdurch unweigerlich dem grausamen Mähtod ausgesetzt.

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft werden die Weiden im Monat Mai flächendeckend abgemäht. Hierbei kann nach Wetterlage die Entscheidung über den Mähzeitpunkt relativ kurzfristig fallen, so dass trotz Mitteilung der Landwirte an die Jäger eine intensive Kitzsuche bei den großen Flächen meist nicht möglich ist.

Aus diesem Grund ist die Jägerschaft für jede freiwillige Hilfe sehr dankbar.

Wie funktioniert die Kommunikation?

Die Mahd der Wiesen entwickelt sich kurzfristig und kann nicht auf einen festen Termin fixiert werden. Sie ist abhängig vom Wetter und vom Reifezustand der Gräser auf den Wiesen. Alle Beteiligten müssen sich auf sehr kurzfristige Einsatzaufrufe einstellen. Wir werden versuchen den Zeitpunkt der Mahd in Rückkopplung mit den Landwirten so frühzeitig wie möglich zu definieren. In der Regel werden das aber nur wenige Tage vor der Mahd sein. Wenn die Landwirte zu mähen beginnen, werden die Anforderungen in einem Zeitrahmen von 1 - 24 Stunden liegen.
Wie werden das Kommunikationssystem WhatsApp einsetzen. Wer kein WhatsApp installiert hat, oder aber nicht installieren möchte, wird über SMS benachrichtigt. Dabei teilt der Jäger den HelferInnen alle wichtigen Details über den Sucheinsatz mit. Die HelferInnen melden kurz zurück, ob sie für den Sucheinsatz bereitstehen. Der Jäger kennt damit die Stärke seiner Gruppe und kann den Einsatz koordinieren und mit anderen Revieren abstimmen.

Wie muss ich ausgerüstet sein und was erwartet mich?

Eckdaten:
  • Flexible Einsatzzeiten
  • körperlich anstrengend
  • kann über mehrere Stunden andauern
  • hohe und niedrige Temperaturen möglich
  • Sonneneinstrahlung
  • hüfthohes Gras und hügeliges, unebenes Gelände
  • nasses Gras durch Regen/Tau
Ausrüstungsempfehlungen:
  •     Kopfbedeckung und Sonnenschutz
  •     Gummistiefel oder Wanderschuhe
  •     ggf. Wasserdichte Überhose
  •     einen Stock (1,5-2 m)
  •     Wetter- und zweckorientierte Kleidung
  •     ggf. Getränke/Essen

Suchablauf

  • Der Jäger erwartet die HelferInnen am vereinbarten Treffpunkt
  • Er weist die HelferInnen am Suchfeld ein
  • Die HelferInnen bilden eine Reihe
  • Abstand der HelferInnen ist abhängig von der Wuchshöhe
  • Werden Wildtiere gefunden, bleibt die Rotte stehen
  • Der Jäger nimmt das Kitz auf und sichert es am Rande der Wiese.

 

Die HelferInnen suchen die Wiese strukturiert ab. Dabei bilden sie eine Reihe und durchkämen die Wiese eng geschlossen Reihe für Reihe. Je höher das Gras auf der Wiese steht, desto enger steht die Gruppe zusammen. Der Stock dient dazu, um unter höhere Gräser oder Ochsenzungen nach den Tieren schauen zu können. Außerdem kann man sich darauf auch zwischendurch gerne einmal abstützen, denn der Tag kann lange werden. Getränke und etwas zum Essen gehört also mit in die Tasche. Oft werden Maulwurfshaufen mit Kitzen verwechselt und ebenso werden Kitze oft schnell übersehen. Die Suche erfordert deshalb im hohen Gras Aufmerksamkeit und Konzentration.


Und wenn man ein Kitz findet, erschreckt man nicht selten, erfreut sich über den wunderschönen Fund und weiß, dass man ein Leben gerettet hat.


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